Dies ist die Zeit, von der wir als die
roboterlose berichten werden, so wie wir heute unseren Kindern von
den 70er Jahren erzählen, in denen es noch keine Mobiltelefone gab,
keine Homecomputer und kein Internet.
Als 8-bit-Spiele noch keine Kunst
waren, sondern Notwendigkeit. Als nach Übersee nur der Jet-Set flog.
--- Als dein Großvater noch jung war.
„Aber, Opa, eine Welt ohne Roboter,
da hätte ich ja kaum Freunde gehabt. Ich hätte den ganzen Tag im
Realitätsraum verbringen müssen “
Ich räuspere mich bedächtig und
schaue meinen Enkel an. Seit er Pyramidon nimmt, kann er endlich
ruhig sitzen.
„Weißt du, Jin-Quirin, ich sage es
dir nur ungern, aber Realitätsräume gab es damals auch noch nicht,
nur die ersten VR-Brillen, und besonders gut war die Auflösung von
denen nicht, man konnte Realität und Realitätsraum gut
unterscheiden. Heutzutage kann man das kaum noch.“
Jin-Quirin lächelt: „Du vielleicht
nicht, aber du bist ja schon alt“.
--- In der Jetztzeit entwickeln sich
die Dinge: schon heute stellt Boston Dynamics hervorragende
Menschmaschinen her, zugleich arbeitet die kalifornische Elite an
künstlicher Intelligenz. Kombiniere beides mit Massenproduktion in
Shenzen, und schon hast du die Zukunft vor Augen.
Die Sexroboter werden die ersten sein,
so wie die Sex-Tapes bei den Homevideos die ersten waren, wie die
Porn-Pages im Netz die ersten waren.
Und dann die echten Androiden für den
Haushalt, als Spielkameraden für die Kinder, als Menschen auf der
Straße.
Wenn ich zusammenrechne was jetzt schon
mit Silikon, Chat-Bots und Robotik möglich ist, kann ich
voraussagen: wir werden die neuen Menschen nur sehr schwer von den
alten unterscheiden können. Jedenfalls die öffentlichen. Die
Androiden in den Fabriken und Büros werden weniger lebensecht
aussehen, aber um Potenzen produktiver sein als wir.
Humans need not apply.
Und diese Welt davor, in der wir noch
Momente leben werden, die gilt es jetzt zu beschreiben, aus einer
Perspektive, die aus der Zukunft zu uns schaut. Denn ein Blick aus
dem Loch der Gegenwart wird uns später unspezifisch vorkommen, so
wie mir heutzutage die Erinnerungen der Glückel von Hameln
unspezifisch vorkommen, die sie vor mehr als 300 Jahren aufschrieb, und
aus denen ich wenig über den Alltag ihres Lebens und des Lebens
ihrer Mitmenschen erschließen kann, obwohl es doch Aufzeichnungen
einer Frau aus dem Volk sind, keine abgehobenen Berichte &
Betrachtungen eines Adligen. Aber ihr fehlt die Perspektive, sie
sieht nur, was sie gelernt hat zu sehen.
Die Gegenwart in ihrer Fülle kann man
nur mit dem Blick des Zeitreisenden erschließen.